Die Pilsensee-Wasserwacht hat gestern sehr gute Arbeit geleistet. Schon deutlich bevor das Unwetter losbrach, war kein einziges Boot, kein Sup und auch kein Schwimmer mehr auf dem See. Die Gewitterfront war da schon deutlich zu sehen.
Doch man muss nicht warten, bis die vorgelagerten Seen Alarm geben. Am Beispiel der Daten unserer Wetterstation von Pfingsmontag lässt sich zeigen, wie sich ein Gewittersturm ankündigt.
12:00 Uhr Das Barometer beginnt, ausgehend von 1013 mBar/hPa stetig zu fallen. Gleichzeitig dreht der Wind von vorherrschend westlich auf vorherrschend östlich. Am Himmel sind zu dieser Zeit keine Wolken als weiterer Indikator.
13:00 Uhr Der Druckabfall ist stetig und beträgt etwas über ein mBar/hPa pro Stunde. Ein Druckabfall ab dieser Größe ist ein Starkwindindikator. Der Aktuelle Wind am Boden weht weiter mit müden 2m/s Richtung aus vorherrschend nordöstlicher Richtung, in Böen 3-4 m/s.
14:00 Der Druckabfall in der vergangenen Stunde lag bei ca 1,3 mBar/h. Gleichzeitig nimmt der Wind langsam zu. Das nimmt der Luft die drückende Schwüle, gleichzeitig wird der Himmel aber etwas diesig. Gewitterwolken sind nirgends zu sehen. Auf dem See weht ein langsam zunehmender Wind aus Nordost mit 3-5 m/s, An Land kann sich der Wind nicht durchsetzen, es ist immer noch eher schwül und fühlt sich deutlich wärmer an als die gemessenen 22 Grad.
15 Uhr Das Barometer geht weiter abwärts. Nicht mehr ganz so schnell, aber immer noch mit einem mBar/h. In den vergangenen drei Stunden ist das Barometer um etwa 3,5 mBar gefallen. Der See präsentiert sich mit perfektem Segelwind aus Nordost mit 4-5 m/s, in Böen 7 m/s. Am westlichen Horizont zeigt sich ein diesiger Streifen, aber völlig unsepktakulär.
16 Uhr Das Barometer sackte von 15:30 bis 16:30 um mehr als 1,5 mBar. Vom westlichen Seeufer aus sieht man nur blauem Himmel. Ab 16:30 sieht man vom Clubgelände aus, dass von Westen ein Gewitter kommen könnte. Geht es rechts vorbei? geht es Links vorbei? Geht es drüber? Schwer zu sagen. Einige kleine Wolken tauchen auf und werden von Nordostwind nach südwesten geschoben, in Richtung der Gewitterfront.
17 Uhr In der vergangenen halben Stunde hat die Wasserwacht den See geräumt jeden und alles vom Wasser geschickt. Der Wind weht seit zwei Stunden fast unverändert aus Nordost. Das Titelfoto ist von 17:11 Uhr. Zu diesem Zeitpukt ist das Barometer im freien Fall und verliert über ein mBar in weniger als 20 Minuten. Ein paar Minuten später trift eine Windwand mit gemessenen 20 m/s aus Südwesten den Hafen. Das ist das obere Ende von Windstärke 7. Ich habe die Detaildaten noch nicht gesichtet, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich Einzelwerte auch oberhalb von 20 m/s sehen werde.
Was ist passiert? Gegen 11:30 Vormittags kommt der Pilsensee unter den Einfluss einer Gewitterfront irgendwo im Westen. Der Wind dreht um 180 Grad, denn die aufsteigenden Luftmassen dort ziehen Luft vom Boden nach. Der Sog lässt auch den Luftdruck ständig fallen. Am Pfingsmontag ging es über fünf Stunden lang stetig mit mindestens 1 mBar pro Stunde bergab. Gleizeitig stand der Wind am Boden gegen die allgemeine Windrichtung. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Luftmassen dann geballt zurückkommen, ist ziemlich hoch. Das alles kann man erahnen, wenn man ein Barometer beobachtet und ab und zu in den Himmel schaut. Ich muss zugeben: Hab ich nicht gemacht. Ich war gegen 16:30 am Club und habe die Misere da erst gesehen.
Das Hauptproblem war diesmal aber nicht der Wind. Es hat zwar ordendtlich geblasen und die Wellen (ja, Wellen!) haben sogar zwei Stegpaletten weggespült. Zudem hat es ein Vorsegel erwischt, dass nur aufgerollt, aber nicht zusätzlich gesichert war. Das haben wir auch schon öfter mal gehabt und gehört schon fast zum normalen Schwund. Der letzte Hagel mit Geschossen dieses Kalibers ist aber schon 35 Jahre her. Was in der Wolke drin ist, kann einem das Barometer leider nicht sagen.